Die Fachklinik St. Marienstift bietet seit Jahrzehnten stationäre Traumatherapie für Männer an. In der überwiegenden Mehrzahl besteht bei unseren Patienten eine enge inhaltliche Verbindung zu Abhängigkeitserkrankungen. In Einzelfällen kann Traumatherapie auch ohne begleitende Abhängigkeitserkrankung stattfinden. Dies ist immer vor Beginn der Therapie mit den jeweiligen Kostenträgern zu klären.
Traumatherapie bezeichnet die traumafokussierte Psychotherapie von Patienten, die einem einschneidenden, traumatischen Lebensereignis ausgesetzt wurden, welches auch für nahezu alle anderen Menschen eine gravierende Belastung bedeuten würde. Wie und welches Ereignis einen Menschen belastet, und wie jemand darauf reagiert, ist dabei hoch individuell. Die Ursachen eines Traumas können sowohl akuter Natur sein (z.B. ein Überfall) als auch auf vergangene Belastungen und damit einhergehende Erinnerungen zurückgehen. Diese können beispielsweise durch einen Unfall, einen Verlust, eine Krankheitsdiagnose oder durch Gewalt und andere Umstände ausgelöst sein.
Bei dieser bestens erforschten Therapieform wird primär versucht, mit verschiedenen Verfahren die Folgen eines Traumas abzumildern und die Betroffenen im Rahmen einer vertrauensvollen Therapeut-Patient-Beziehung psychisch zu stabilisieren. Ziel ist es, die Erinnerungen an das Trauma langfristig im Gedächtnis adäquat zu verankern und kognitiv zu bewerten, damit es nicht länger zu Flashbacks und anderen Symptomen von Traumafolgestörungen kommt.
Traumatherapie richtet sich gezielt an Menschen, die Probleme mit akuten oder vergangenen belastenden Erinnerungen oder traumatischen Ereignissen haben. Die bekannteste Manifestation ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Darüber hinaus können mit dieser Therapie auch Betroffene mit komplexen Traumafolgestörungen behandelt werden. Dazu zählen beispielsweise Angststörungen, depressive Störungen, dissoziative Störungen, Essstörungen und Somatisierungsstörungen.
Alle therapeutischen Schritte werden von den Patienten autonom gesteuert, das heißt der Patient bestimmt in Absprache mit den Experten das Tempo und die Intensität der Herangehensweise.
Sind die Stabilisierungsschritte erfolgreich absolviert, wird im vertrauensvollen Einzelkontakt mit speziell geschulten Therapeuten eine schrittweise Annäherung an das zugrundeliegende Lebensereignis unternommen. Oftmals ist es für Betroffene das erste Mal, dass sie Erlebtes aussprechen können; dies kann vielfach schon eine erhebliche Minderung der Belastung bedeuten. Mit verschiedenen Techniken (u.a. EMDR ) wird das traumatische Lebensereignis reflektiert, und gegebenenfalls auch behutsam (Schritt für Schritt) durchgearbeitet. Traumatherapie ist ein Verfahren, das sehr gute Möglichkeiten bietet, um erlittenes Leid neu einzuordnen und die damit verbundenen Belastungen deutlich zu minimieren. Auch wenn der Wunsch verständlich ist: es ist kein Verfahren, um traumatische Erinnerungen zu löschen.